Die Frage, die uns vermutlich am häufigsten gestellt wird, ist zweifelsohne: “Was ist Growth Hacking?”Die Frage, die uns vermutlich am häufigsten gestellt wird, ist zweifelsohne:
“Was ist Growth Hacking?”
Und das wird meist sofort gefolgt von:
“und was ist der Unterschied zu klassischem Online Marketing?”
Beides gute Fragen, also wollen wir mal für etwas Klarheit sorgen:
Was ist Growth Hacking?
Growth Hacking ist ein strukturierter Prozess in dem durch konstantes Testen von Initiativen über Marketingkanäle und Produktentwicklung hinweg, die effektivsten und effizientesten Lösungen für signifikantes Wachstum eines Unternehmens gesucht werden.
Alles klar, oder?
Nicht?
OK, versuchen wir das mal noch etwas präziser zu machen:
Growth Hacking ist auf fundamentaler Ebene eine Denkweise, die davon ausgeht, dass man nicht weiß welche Taktik oder Initiative dafür sorgt das ein Unternehmen besonders schnell wächst. Und um diese zu finden, konstant Experimente durchführt und bewertet um deren Impact auf das Wachstum zu bewerten.
Offensichtlich weiß man aus Erfahrung, welche Kanäle wie funktionieren können, aber der wichtigste Aspekt in der Definition war:
“die effektivsten und effizientesten Lösungen”
Es geht also nicht darum einfach AdWords anzuschalten und Traffic zu akquirieren, denn das ist unter Umständen eben nicht die effektivste oder effizienteste Lösung. So geht es vielmehr darum ein präzises Ziel zu definieren und auf Basis dessen, Initiativen und Taktiken zu entwickeln, die zu diesem Ziel führen können, und diesen Prozess andauernd zu wiederholen, um immer bessere Lösungen zu bekommen.
Die meisten denken allerdings immer noch das Growth Hacking nur darauf aus ist, die eine, ultimative, Initiative oder Taktik zu finden die dann zu Hockeystick Wachstum führt. Ferner von der Realität kann es allerdings gar nicht sein. Der Grund für diese Fehlinterpretation sind die fantastischen Geschichten von AirBnB und Dropbox, etc. die – so wird es gerne dargestellt – mit einem Hack über Nacht riesig groß wurden.
Und während Taktiken, Initiativen und Hacks sicherlich eine Rolle spielen – denn diese testet man halt auf der Suche nach Wachstum – so geschieht das definitiv NIE über Nacht.
Es ist der Prozess, der das Wachstum ermöglicht, alles wird getestet, gemessen, und wenn es funktioniert, skaliert.
Der Growth Hacking Prozess funktioniert auch nur dann, wenn eindeutige Ziele definiert wurden die zum Wachstum führen, Ziele, die so kleinteilig werden können, das daraus umsetzbare messbare Initiativen entwickelt werden können.
“Wir möchten dieses Jahr um 100 % Wachsen” ist KEIN solches Ziel.
Woran soll man denn arbeiten das dies erreicht wird? Das ist viel zu schwammig.
Das muss viel kleinteiliger werden, man muss sich genau ansehen welche Hebel die größte Wirkung haben.
Meistens geben die drei Hauptbereiche einen guten Anhaltspunkt:
– Acquisition
– Conversion
– Retention
Mehr Traffic? Bessere Conversions? Bessere Kundenbindung?
Der wichtigste Aspekt, wenn die Hebel gesucht werden ist: Was sagen die Daten?
Was wird den größten Impact haben?
Wenn man diese Bereiche, diese Hebel definiert hat, dann geht es darum Ideen zu generieren. So viele Ideen wie nur irgend möglich, denn die Test-Pipeline muss prall gefüllt sein. Es gibt etliche Vorgehensweisen, wie man Ideen generieren kann – ich empfehle allen The Innovators DNA zu lesen und sich inspirieren zu lassen – Punkt ist: je mehr Ideen, desto besser.
Wenn man jetzt einen Katalog von 60, 70, 80 Ideen entwickelt hat, dann werden diese priorisiert – dafür gibt es eine einfache Methode, jede Idee wird vom Team anhand von 4 Faktoren bewertet:
Instinkt – Was sagt deine Intuition zu der Idee?
Auswirkung – Welche Tragweite wir die Idee haben, wenn alles klappt? Bewegen wir die Nadel richtig oder eher nur ein wenig?
Vertrauen – Wie sicher sind wir uns, das dies so eintritt? Haben wir das schon mal gemacht und haben Daten oder ist es das erste Mal?
Einfachheit – Ist die Idee leicht umzusetzen oder brauchen wir für die Implementierung ein ganzes Team?
Und so bekommt man eine Struktur, in welcher Reihenfolge die Ideen implementiert werden sollen und dann beginnt das Experiment.
In dem ganzen Prozess geht es darum mehr zu lernen – wir wollen mehr über unsere Kunden, die Kanäle, unser Produkt, etc. wissen – und das gelernte neu einsetzen um funktionierende Taktiken effizienter und effektiver zu wiederholen – sowie solche die nicht funktionieren, zu eliminieren. Es wird alles gemessen und analysiert, damit wir in Zukunft besser vorhersagen können was funktionieren wird, und was nicht.
Ein wichtiger Teil des Prozesses, ist es, das man scheitert – oft scheitert – und aus dem Scheitern wiederum lernt und das gelernte in die Generierung von neuen Ideen einfließen lässt – wenn ein Experiment scheitert, dann ist das ein positives Ergebnis, denn wir wissen jetzt was nicht funktioniert.
Danach beginnt der wichtigste Teil des Prozesses: die Analyse.
Hat das Experiment funktioniert? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum? Dieser Aspekt ist unglaublich wichtig, wenn dies nicht getan wird, ist das ganze Experiment für die Katz gewesen, denn man hat nichts daraus gelernt. Lernen ist der Motivator im Prozess, wenn wir nicht lernen, werden wir nicht besser, und werden keine Lösungen finden die unerwartetes Wachstum generieren.
Und danach wird das gelernte wieder eingesetzt, das Experiment oder die Taktik optimiert und wieder von vorne eingesetzt. Und so kommen wir Schritt für Schritt der perfekten Lösung näher, man darf sich halt nur nicht von den kleinen Schritten vom Weg abbringen lassen.
Das ultimative Ziel ist es, genau das zu finden, was für dich funktioniert – welcher Kanal und welche Taktik den höchsten ROI liefert und sich dann vollständig darauf zu konzentrieren.
Es ist also dieser strukturierte und präzise Prozess den Growth Hacking ausmacht und gleichzeitig von traditionellem Online Marketing unterscheidet.
Was zeichnet denn dann einen Growth Hacker aus?
Ein Growth Hacker ist meistens funktionsübergreifend, mit einem ausgezeichneten Verständnis für Marketing, Datenanalyse, Produktentwicklung, sowie hervorragendem kreativen und analytischem Denken.
Growth Hacker sind komplette Kanal Agnostiker – es ist ihnen egal welcher Kanal am besten funktioniert, wichtig ist das der Kanal funktioniert. Wo traditionelles Online Marketing häufig auf Traffic fokussiert, fokussieren Growth Hacker viel mehr auf den ganzen Funnel, und wesentlich mehr auf Retention – Kundenbindung – denn dort kommt das meiste Wachstum her und ist am effektivstem, da die Kosten im Vergleich zu Traffic signifikant niedriger sind.
Growth Hacker sind haben eine recht spezielle Denkweise: Wie kann man bessere Ergebnisse erzielen? Wie kann man Geld sparen? Wie geht das schneller? Wie automatisiere ich diesen Prozess?
Es gibt auch immer wiederkehrende Eigenschaften, die einem in Growth Teams immer wieder über den Weg laufen, so sind die meisten:
Konzentriert – auf schnelles Wachstum, das ist ihre oberste Priorität. Sie können es sich nicht leisten, abzuwarten, ob sich längerfristige Initiativen auszahlen, sie brauchen und wollen schnelle Ergebnisse.
Leidenschaftlich – über ihre Arbeit und das Wachstum das sie generieren. Die Leidenschaft hilft ihnen auch so lange durchzuhalten, bis sie das finden, was am besten funktioniert.
Verantwortlich – über die Ergebnisse und das Wachstum des Unternehmens in die nächste Ebene.
Einfallsreich – wenn es darum geht, neue Taktiken, Kanäle und unerforschte Möglichkeiten zu finden.
Kreativ und neugierig – sie wollen über den Tellerrand schauen und experimentieren, um etwas Unerwartetes zu finden, das Wachstum generiert.
Datengesteuert – sie raten nicht, sie testen. Denn Daten, Analysen, Metriken und Statistiken helfen ihnen Kunden, Kanäle und das Produkt besser zu verstehen und sie verwenden sie, um Prozesse zu verbessern.
Lernfähig – über neue Kanäle und Tools, die ständig neu auftauchen.
Intelligent und sachkundig – damit sie mit existierenden Growth Hacks arbeiten können, die eine Reihe verschiedener Tools, Kanäle und Fähigkeiten erfordern.
Aufgeschlossen – über neue Ideen hören zu wollen und Inspiration von anderen sammeln zu wollen.
In der Wahrnehmung werden Growth Hacker oder Growth Hacking oftmals als Arbeit von Einzelpersonen dargestellt – nichts ist ferner von der Realität entfernt.
Während es stimmt das in Startups, insbesondere Early Stage Startups, oftmals eine Person für das gesamte Wachstum verantwortlich ist, so können Growth Teams in etablierteren Unternehmen und Late Stage Startups durchaus 20–30 Personen groß sein – es gibt überhaupt keine Begrenzung für die Größe eines Growth Teams – es geht immer und immer wieder nur um den Prozess und die Einstellung eines Growth Hackers diesem Prozess zu folgen.
Was allerdings stimmt, ist das Growth Hacker, definitiv anders aufgestellt sind als traditionelle Online Marketer. Im Valley spricht man von einem T-Shaped Marketeer, der sehr gutes Basis Wissen in unterschiedlichen Ebenen besitzt und darüber hinaus aber ein absoluter Profi in 2–3 spezial Bereichen ist.
Für den Growth Hacking Prozess reicht einfach nicht mehr sich nur in einem Bereich auszukennen, es bedarf wesentlich mehr Fähigkeiten um dem Prozess folgend signifikantes Wachstum zu generieren.
Und daher unterscheidet sich Growth Hacking auch vom traditionellem Online Marketing, es folgt nicht mehr nur einem Weg, sondern versucht eine Vielzahl von Optionen aus, um Wachstum zu generieren.
Und so ist größte Unterschied auch historisch zu erklären: Online Marketing wurde bisher gleichgesetzt mit Traffic Generierung und meistens ist es das auch noch.
Nur hat sich die Landschaft des Online Marketings in den letzten Jahren komplett verändert: Die möglichen Kanäle zur Kundenakquisition haben sich verzehnfacht, die Geschwindigkeit mit der wir uns entwickeln hat radikal zugenommen, was vor 3 Monaten noch funktionierte kann heute längst veraltet sein, Daten und Analyse Tools sind heutzutage per Mausklick installiert, und selbst komplexeste Ereignis basierte Analysen können heute von jedermann eingesetzt werden.
Auch organisatorisch ist ein Unterschied zu erklären: Marketing und Product Development, bzw. Engineering waren bisher getrennte Unternehmensbereiche, heute ist Product ein Teil des Growth Teams und die Grenze zwischen Engineering und Growth wird auch immer flüssiger da die Experience des Nutzers nicht mehr zwischen Marketing und Product unterscheidet. Dem Nutzer erscheint alles eins.
Growth Hacking als Prozess basiert auf genau dieser Veränderung und ist deshalb wesentlich umfassender und effektiver als traditionelles online Marketing.